Rückblicke
Nachbetrachtung der Sonderausstellung im Alten Gericht 2024/2025
„Franzosenzeit von 1806 – 1813“
Nach der preußischen Niederlage in der Schlacht bei Jena und Auerstedt (Ende Oktober 1806) betraute der siegreiche Kaiser der Franzosen Napoleon Bonaparte das neu erstandene Königreich Westphalen seinem jüngsten Bruder Jérôme Bonaparte an. Dieser regierte aus seiner Hauptstadt Cassel heraus seine neu geschaffenen Departements und somit auch das Paderborner Land.
Die zahlreichen kleinen Gerichtsbarkeiten in Westfalen verloren aufgrund der neuen französischen Zivilordnung ihre Bedeutung und wurden aufgelöst. Dieses Schicksal aber blieb dem Patrimonialgericht der Herren von Westphalen in Fürstenberg erspart. Zwar änderte sich der Name in „Friedensgericht“ – das Personal aber blieb erhalten. Ein original erhaltener Siegelabdruck besagt:
Canton a la Residence de Fürstenberg
Depart de la Fulde
Royaume de Westphalie
Neu war seinerzeit die Einführung einer einheitlichen zivilen Rechtsprechung: der Code Civil, oder auch Code Napoleon genannt. Diese Gesetzessammlung war einheitlich gültig für Franzosen und Bürger in den von ihnen eroberten und besetzten Gebieten. Eine Originalausgabe des Code Civil aus dem Jahre 1804 ist ebenfalls in Fürstenberg erhalten.
Diese einheitliche Rechtsprechung behielt auch nach der Niederlage der Grande Armée in der Völkerschlacht bei Leipzig im Jahre 1813 in den deutschen Landen, und später im vereinigten Deutschen Kaiserreich, ihre Gültigkeit. Erst das im Jahre 1896 im Deutschen Reich herausgegebene Bürgerliche Gesetzbuch (BGB) löste den Code Civil ( CC oder C. civ.) endgültig ab.
Diese relativ kurze französische Besatzungszeit hinterließ bis heute Spuren im deutschen Sprachgebrauch. Viele plattdeutsche Wörter leiten sich von französischen Originalen ab und wurden eingedeutscht. Sie werden überwiegend noch heute angewendet. Welche das im Einzelnen sind, zeigte in den Ausstellungsräumen des Alten Gerichts in Fürstenberg eine zeitlich befristete Sonderausstellung vom Oktober 2024 bis in den März 2025.
Was das Paderborner Intelligenzblatt für Reaktionen in Paderborn auslöste, oder aber wie musikalisch sich die Casselaner von den unbeliebten französischen Besatzern verabschiedeten – konnten die Ausstellungsbesucher aufgrund des Originaltextes ganz leicht nachsingen. Das der König der Westfalen für seine Untertanen sehr schnell neue Münzen prägen ließ – davon zeigt eine Vitrine einige der kleinen Centime-Geldstücke. Warum die kurze gleichgültige Stimmung im Canton de Fürstenberg kippte nachdem die Rekrutierung von Soldaten anstand um für die Mobilmachung des Feldzuges gegen Zar Alexander I. gen Russland zu ziehen, davon zeugten Originaldokumente.
Gleich neben der Aushebungsanordnung König Jeromes wurden namentliche Sammellisten gezeigt, die zu Spenden aufriefen um sich von den Besatzern zu befreien.
All das, und noch einiges mehr, konnten sich die Besucher, bequem sitzend in einem uralten Chaiselongue (dt. langes Sofa), bestaunen.
Eine unerwartet und erfreulich hohe Besucherzahl aus ganz Ostwestfalen, sowie den benachbarten Bundesländern, lockte diese Sonderausstellung an.
Sich im Anschluss ergebende Gespräche mit Besuchern ergaben zusätzliche Informationen und Eindrücke aus dieser Zeit, welche sich in ihren Familien weit über 200 Jahre erhalten haben.
Die dreimonatige Sonderausstellung „Perlen, Ringe, Schlangenschwert – Schätze edler Westfalen aus dem Sintfeld des 6. Jhdts.“ ist am 30. Juli 2017 beendet worden.
„Perlen, Ringe, Schlangenschwert – Schätze edler Westfalen aus dem Sintfeld“ Grabfunde aus dem 6. Jahrhundert.
Seit dem 1. Mai 2017 waren die Grabbeigaben, eines fränkischen Kriegers und einer edlen Dame vor Ort in Fürstenberg ausgestellt. Funde die beinahe in Sichtweite auf dem Pellenberg gefunden wurden. Vor den Ausstellungsvitrinen und erklärenden Schautafeln konnten sich Besucher auf eine Zeitreise zurück in die Merowingerzeit des 6. Jahrhunderts begeben. Es wurden wertvolle Waffen, alltägliche Kleidungsstücke und gläserne Haushaltsgeräte der frühen Bewohner des Sintfeldes gezeigt. Auch das Zaumzeug eines Pferdes nebst Schädel.
Ein Filmdokument des LWL in Münster beschrieb die aufwändige Rekonstruktion der Damaszenerklinge des Fürstenberger Ringschwertes. Es handelt sich dabei um ein ganz seltenes Prunk- und Schwurschwert, das den Träger als Mitglied einer militärischen und politischen Elite darstellt.
Über zwei Jahrhunderte bevor Karl der Große seine Sachsenkriege auch auf dem Sintfeld führte, gab es hier bereits eine Gefolgschaft, die wichtige Sicherungsfunktionen für das fränkische Königreich inne hatte. Nachdem das römische Reich untergegangen war, galt es insbesondere den Heeresweg zwischen dem Rheinland und der Weser zu sichern und strategisch zu kontrollieren.
Der Adelige vom Sintfeld lebte offensichtlich auf einem Landgut bei Zinsdorf oder in Vesperthe, beides frühe und bedeutende Siedlungen des Sintfeldes.
„Es war sicherlich das Gefühl wie bei einem Lottogewinn als 1982 der Grabungsleiter Dr. Daniel Bèrenger während seiner Rettungsgrabung auf einem schmalen Geländestreifen neben 54 Körpergräbern (heidnisch, frühchristlich und christlich) und 5 Pferdegräbern das ungeöffnete Fürstengrab von 560 n. Chr. fand. Neben dem sagenumwobenen Schlangenschwert beinhaltete die Grabstätte alles was an Statussymbolen für das Jenseits wichtig schien. Neben ihm wurde sein 12-jähriger Hengst nebst Zaumzeug beigesetzt.“ so Antonius Monkos, Geschäftsführer der gGmbH Historisches Fürstenberg. „Die Attraktion der Ausstellung sprach sich offensichtlich erst langsam herum, so dass erfreulicherweise die Anzahl der Besucher im Juli die ruhigeren ersten Besucherwochenenden wettmachten“.
Während der zwölfwöchigen Dauer der Ausstellung fanden sich Besucher aus weiten Teilen Deutschlands ein. Angelockt von dem selbst in Europa sehr seltenen Ringschwert kamen Kenner mittelalterlicher Schwertklingen z.B. aus Karlsruhe oder aber auch aus dem Klingenmuseum in Solingen.
Insbesondere waren es Gruppen der örtlichen Kindergärten, als auch Klassen der Grund- und Sekundarschule die sich gern durch die Ausstellung führen ließen und nachhaltig beeindruckt waren. Kleinkinder, die von dem pädagogischen Konzept so begeistert waren, dass sie ein weiteres Mal später mit ihren Eltern vorbei kamen.